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27.02.2009

Hallo alle miteinander,

jetzt wird es höchste Zeit mal wieder zu schreiben. Sehr viel Zeit ist vergangen seit dem letzten Eintrag. In der Zwischenzeit gab es viele Ereignisse…

Letztes Jahr im Oktober sind wir für eine Woche nach New York. Ursprünglich wollten wir mit unserem Justin im Oktober 2006 dort hin, die Leukämie hat uns da jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also haben wir die Reise letztes Jahr nachgeholt. Wir waren gespannt wie es sein wird, 1 Woche nicht zu Hause zu sein, 1 Woche nicht am Grab zu sein. Aber der Urlaub tat uns sehr gut. Wir konnten abschalten und hatten eine sehr schöne Woche. Unser Justin war mit dabei, in unseren Herzen, unseren Gedanken. Es gibt ein Lied, das Justin sehr, sehr mochte. Bis zum Schluss wollte er das Lied hören und sogar den Videoclip anschauen. Das Lied von Nelly Furtado, maneater. Als er im Krankenhaus war, haben wir es oft gehört und dazu getanzt. Ich musste letztes Jahr im Sommer intensiv an das Lied denken, ich hatte es im Radio schon lange nicht gehört. Eine Woche drauf kam es jeden Tag im Radio. Für mich ein eindeutiges Zeichen von Justin. Sobald ich dieses Lied im Radio höre, weiß ich, Justin ist gerade bei mir. Sogar in New York haben wir das Lied gehört. Justin war bei uns…

Nach dem Urlaub ging es uns relativ gut.
Dann, der nächste Schock. Im November erhielten wir die Mitteilung, dass das Haus in dem wir und 2 andere Parteien wohnen, verkauft wurde. Die neuen Eigentümer möchten wegen Eigenbedarf selbst einziehen. Für uns eine schlimme Nachricht. Nachdem wir dachten, jetzt kommen wir mal zur Ruhe, wurde uns wieder der Boden unter den Füßen weggezogen. Vom Hoch zum Tief. Aber das sind wir mittlerweile ja gewohnt.
Für uns war und ist die Vorstellung schlimm, nicht mehr in der Wohnung wohnen zu können, in der wir die intensivste Zeit mit Justin verbracht haben, in der Justin friedlich eingeschlafen ist, in der sein Zimmer ist. Nach wie vor ohne jegliche Veränderung. Der Gedanke ist das schlimmste, sein Zimmer auflösen zu müssen und die Sachen in Kisten zu verpacken.
Ändert nichts an der Tatsache, dass wir eben ausziehen müssen. Erstmal muss sich eine passende Wohnung finden. Wir möchten nur in Stammheim bleiben. René ist hier in Stammheim  aufgewachsen, und das aller wichtigste ist Justins Grab, das ebenfalls hier in Stammheim ist.
Das einzige, das es mir ein klein wenig einfacher macht ist, dass Justin öfters sagte „die alte Wohnung war besser“. Irgendwas muss an der Aussage dran sein.
Wird trotzdem ein schwerer Weg werden wenn der Tag des Auszugs kommt. Nicht nur für uns, auch für die Omas und Opas, deren erster Gang bei einem Besuch in Justins Zimmer ist.

Nach diesem Schock kam der Dezember, damit die „besinnliche Weihnachtszeit“. Immer öfters dachten wir an das Jahr zuvor. Vor einem Jahr im Dezember hatte uns Justin noch einmal 3 wundervolle Wochen geschenkt. Kurz vor Weihnachten sind wir mit ihm nach Hause, mit dem Wissen, dass er nicht mehr geheilt werden kann. Weihnachten konnten wir zusammen verbringen. Und nun stand das 1. Weihnachten ohne unseren Schatz vor der Tür. Wir waren den gesamten Dezember sehr angespannt und nicht wirklich belastbar.

Kurz vor Weihnachten war wie ihr alle wisst, die José Carreras Gala. Wir wussten natürlich nicht wie der Abend für uns werden wird. Mit so vielen anderen Schicksalen konfrontiert zu werden und natürlich auch mit unserem eigenen. Aber wir freuten uns, an Justin erinnern zu dürfen. Morgens sind wir bereits in Leipzig im Hotel angereist. Während des Frühstücks im Hotel sahen wir Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims. Wie wir später von Kerstin Hesse, der Redaktions-Leiterin der Carreras Gala, erfuhren, sollte das eine kleine Überraschung für uns werden. Ich erzählte ihr im Vorfeld, dass ich ein großer Fan von Xavier Naidoo sei und fragte ob er evt. auch auftritt. Und siehe da, Xavier und die Söhne Mannheims traten auch auf. Die Überraschung ist ihr auf jeden Fall gelungen. Mittags sind wir in die Messehalle um uns im Vorfeld schon einmal alles anzuschauen. Wir haben bei den Proben zugeschaut, sind im Backstage-Bereich herumgelaufen und beredeten kurz meinen Part in der Gala mit dem Moderator Axel Bulthaupt und Kerstin Hesse.

Abends haben wir endlich die liebe Sandra und ihren Mann Sven (aus Jeßnitz) persönlich kennengelernt. Sie begleiten uns seit der letzten José Carreras Gala mit lieben Einträgen im Gästebuch, Blumen für Justins Garten und täglichem Email-Schreiben. Da Jeßnitz bei Leipzig liegt haben sie die Gunst der Stunde ergriffen und kamen ebenfalls zur Gala. So konnten wir uns kennenlernen. Darüber freuten wir uns sehr. Auch haben wir unseren Professor Handgretinger aus Tübingen getroffen und konnten kurz mit ihm sprechen. Das gesamte Carreras-Team ist großartig. Sie haben sich sehr liebevoll um uns gekümmert und uns einen tollen Tag beschert. Das Tagebuch, aus dem ich vorlas, hat das Carreras-Team für uns erstellt. Mit all meinen Tagebuch-Einträgen und schönen Bildern von Justin. Das Team hat es sogar geschafft, dass Xavier und die Söhne Mannheims das Tagebuch mit einer persönlichen Widmung und deren Autogrammen signieren. Wir trafen Xavier sogar direkt im Anschluss an die Gala (Dank meinem René) und hatten ein nettes Gespräch mit ihm. Der Tag war für uns unwahrscheinlich aufregend, spannend aber auch emotional. Wir sind sehr froh dort gewesen zu sein. Auch dass uns das Redaktions-Team der Carreras-Gala so viel ermöglicht hat, dafür sind wir sehr dankbar. Das schönste war natürlich, dass wir an unseren Justin erinnern konnten.

Die Reaktionen auf den Abend waren überwältigend. Mit so viel positiver Resonanz hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Das hat mich wirklich umgehauen. Ich war einige Tage nach der Gala völlig geplättet und überwältigt von dem großartigen Feedback. Ich habe einige tolle Gespräche geführt, die ohne die Gala höchst wahrscheinlich nicht zu Stande gekommen wären.

Weihnachten 2008.
Das erste Weihnachten ohne unseren Sonnenschein. Letztendlich waren wir froh, als die Tage vorbei waren. Wir haben diese natürlich mit der Familie verbracht. An Heilig Abend schauten wir das erste Mal nach langer Zeit Video-Aufnahmen von Justin an. Und er brachte uns sogar zum Lachen. Es tat so gut ihn zu sehen. Trotz Krankheit die meiste Zeit so agil und fröhlich. Wie ein gesundes Kind eben…

Silvester empfand ich einen Tick schlimmer. Das Jahr 2008, in dem Justin noch bei uns war, wenn auch nur ein paar Tage, geht zu Ende. Ein ganz neues Jahr, ein Jahr ganz ohne Justin beginnt. Ein Jahr das uns so leer erscheint. Was wird es bringen, wie wird es werden? Am 6. Januar ist schon der erste Himmelsgeburtstag von Justin. Das erste Jahr ist so schnell verflogen. Wo ist die Zeit nur hin? Viele sagen vielleicht, jetzt ist ein Jahr vorbei, jetzt sollte es doch mal besser werden. Uns kommt es jedoch vor als wären erst 2 Monate vergangen. Die Zeit vergeht so unheimlich schnell. Zum Jahreswechsel, um 0 Uhr, waren wir bei Justin am Grab und haben uns dort ein wenig das Feuerwerk angesehen. Ein komisches Gefühl das neue, so leere Jahr 2009.

Der 6. Januar, der 1. Himmels-Geburtstag unseres Sohnes. Wir waren an diesem Tag sehr oft bei Justin am Grab. Auch unsere Arbeits-Kollegen dachten an diesem Tag an Justin und uns. Sie stellten Justin ein wundervolles Rosenherz ans Grab. Darüber waren wir sehr gerührt. Ebenso viele andere liebe Menschen, die Justin Erinnerungen ans Grab stellten und uns spüren ließen, wir sind nicht allein. An uns wird gedacht. Natürlich war die Familie bei uns. Wir erinnerten uns gemeinsam an Justin. Es ist immer wieder wunderbar, an diesen bestimmten Tagen wie Geburtstag, Weihnachten oder eben auch dem Todestag mit der Familie zusammen sein zu können. Wir geben uns an diesen schweren Tagen gegenseitig Halt. Es ist gut zu wissen, dass man sich immer auf die Familie verlassen kann und sie uns auch in schwierigen Phasen unterstützt.

Auch die lieben Gästebuch-Einträge helfen. Nach wie vor denken so viele Menschen an uns und Justin. Das schmeichelt unserer Seele! An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an euch alle.

Nun ist Justin über 1 Jahr körperlich nicht mehr bei uns.
1 Jahr ohne seine körperliche Nähe,
1 Jahr ohne ihn umarmen zu können,
1 Jahr ohne ihn riechen zu können,
1 Jahr ohne mit ihm spielen zu können,
1 Jahr ohne mit ihm sprechen zu können,
1 Jahr ohne mit ihm Quatsch machen zu können,
1 Jahr ohne JUSTIN.

Und doch ist er immer bei uns. Er schickt uns ab und zu Zeichen, erscheint in unseren Träumen, so intensiv als wäre es kein Traum sondern die Realität. Gerade René träumt momentan sehr oft von Justin. In einem dieser Träume hat er ihm doch tatsächlich mitgeteilt, dass es ihm gut gehe und Papa nicht traurig sein muss. Als René mir von diesem Traum erzählte war ich sehr gerührt. Denn ein paar Tage vorher sagte mir René, dass er Justin gerade so sehr vermisse. Und was macht unser Justin? Er erscheint seinem Papa im Traum und teilt ihm mit, dass er nicht traurig sein muss…. Unglaublich unser Sonnenschein. Unser Schatz macht sich immer wieder bemerkbar. Und gerade dann, wenn es uns nicht gut geht und wir ihn noch mehr als sonst vermissen. Danke mein KLEINER-GROßER!

Wir sind den gesamten März in Rehabilitations-Kur, speziell für verwaiste Eltern. Auch das haben wir uns quasi erkämpfen müssen, da von der Krankenkasse zuerst eine Absage kam. Der zuständige medizinische Dienst war der Ansicht, dass uns eine ambulante Psycho-Therapie ausreichen würde.
Das lasse ich einfach mal so stehen. Nachdem wir darauf hin einen 3-seitigen Brief an die Krankenkasse geschrieben hatten, kam prompt eine Zusage.

Wir sind schon gespannt wie die 4 Wochen für uns werden. Eines ist jedoch sicher, das wird harte Seelen-Arbeit, verbunden mit sehr vielen Erinnerungen an unseren Justin.

In diesem Sinne, vielen Dank für eure Unterstützung und die lieben Einträge.

Bis bald,

Isabella + René mit Justin in unserem Herzen

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© D.Wojtaschek